Obwohl eine wissenschaftliche Erhebung* gezeigt hat, dass es viel zu wenige Gewalthilfeangebote in Mecklenburg-Vorpommern gibt, ist die Landesregierung nicht bereit, die notwendige Finanzierung zur Verfügung zu stellen. Die Caritas in Greifswald betreibt bereits seit 2004 eine Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt mit erheblichen Eigenmitteln. Nun muss das Angebot stark eingeschränkt werden. "Die Beratungsstelle ist seit Jahren chronisch unterfinanziert. Die Eigenmittel der Caritas steigen aber immer weiter an. Inzwischen liegt der Finanzierungsanteil der Caritas bei fast 50 Prozent. Deshalb sehen wir uns gezwungen, eine Beraterinnenstelle nicht mehr zu besetzen. Das Land Mecklenburg-Vorpommern entzieht sich seiner Verantwortung, Opfer von sexueller Gewalt zu unterstützen, obwohl es immer mehr Fälle gibt. Betroffene dürfen nicht länger allein gelassen werden", fordert Sandra Oehler, Leiterin des Caritas-Regionalzentrums in Greifswald.
Im letzten Jahr stand die Fachberatung der Caritas in Greifswald Betroffenen in 125 Fällen zur Seite. Menschen, die sexuelle Gewalt erleben, erleiden nicht nur körperliche, sondern auch schwerwiegende seelische Verletzungen. Sie brauchen Schutz und Unterstützung. Die Caritas berät und begleitet deshalb betroffene Kinder, Jugendliche und Erwachsene, leistet Krisenintervention und vermittelt Therapiemöglichkeiten. Sie leistet außerdem präventive Arbeit, stellt Kontakte zu Anwälten her und hilft bei der Antragstellung auf Psychosoziale Prozessbegleitung. Auch Angehörige und Betreuungspersonen werden beraten. "Aufgrund der langjährigen Unterfinanzierung und der aktuellen Kostensteigerungen müssen wir jetzt die Personalausstattung fast halbieren, obwohl der Bedarf Jahr für Jahr steigt", sagt Oehler. Die polizeiliche Kriminalstatistik 2023 zeigt, dass Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexuelle Übergriffe in besonders schweren Fällen im Vergleich zum Berichtsjahr 2019 um 29,3 Prozent gestiegen sind. Die Fallzahl beim sexuellen Missbrauch von Kindern ist im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent gestiegen. Die Verbreitung, der Erwerb, Besitz und die Herstellung jugendpornografischer Inhalte stieg sogar um 31,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (PKS 2023). Dabei muss man davon ausgehen, dass die Dunkelziffer noch weitaus höher liegt.
Weitere Informationen: Sandra Oehler - Telefon: 0172 31 76 510