Caritas international: „Eine der größten Hilfsaktionen, die wir je durchgeführt haben“
Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, hat unmittelbar nach Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 begonnen, die Caritas Ukraine bei ihrer Nothilfe für die Menschen im Land zu unterstützen. "Diese Hilfsaktion ist in der Geschichte von Caritas international eine der bislang größten Aktionen", sagte Dr. Oliver Müller, Leiter des Hilfswerks, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Ermöglicht habe das die riesige Unterstützung und Solidarität der Spenderinnen und Spender. Mehr als 74 Millionen Euro Spendengelder habe Caritas international seit Kriegsbeginn erhalten. "Das ist bemerkenswert, weil die Menschen die Auswirkungen dieses Krieges auch persönlich unmittelbar spüren. Ich möchte nur die Stichworte Inflation oder Energieknappheit nennen", so Müller. "Die Höhe der Spenden für unsere Ukraine-Hilfe ist überaus erfreulich, dafür danken wir allen Spenderinnen und Spendern von Herzen." Auch der Caritasverband für das Erzbistum Berlin hatte zu Spenden für Caritas international aufgerufen.
2.700 Caritas-Helferinnen und Helfer in der Ukraine
Wie Dr. Oliver Müller weiter berichtete, habe sich die Caritas Ukraine vor allem um die vielen Binnenflüchtlinge gekümmert, die von der Front im Osten Richtung Westen des Landes geflohen sind. Laut den Vereinten Nationen seien es bis zu 6,5 Millionen Menschen, die innerhalb der Ukraine vertrieben wurden. In 198 Caritas-Notunterkünften seien die Menschen mit dem Nötigsten wie Wasser, Lebensmittel, Hygiene-Artikeln und Kleidung versorgt worden. In 42 Caritas-Zentren im ganzen Land wurden die Vertriebenen durch Gesprächsangebote von Psychologinnen und Psychologen mental unterstützt. Von den Caritas-Zentren aus sei auch die mobile Alten- und Krankenpflege so gut wie möglich fortgeführt worden. Gerade diese Menschen könnten in der Regel nicht fliehen und blieben vielfach ohne weitere Hilfe zurück.
"Die Angst vor Angriffen in dieser Woche besonders groß"
Der Pressekonferenz per Video zugeschaltet war auch Henrike Bittermann, Referentin von Caritas international. Bittermann berichtete aus Lviv, wo sie sich gerade in einem Luftschutzkeller aufhielt: "Es ist eine gewisse Normalität neben dem Kriegsgeschehen eingekehrt, aber in dieser Woche ist die Angst vor weiteren Angriffen wegen des Jahrestages besonders groß", sagte Bittermann. "Die Menschen sind müde und erschöpft, denn es ist ihnen klar, dass dieser Krieg so schnell nicht zu Ende gehen wird." Besonders wichtig sei laut Bittermann, dass humanitäre Hilfe und psychosoziale Hilfen Hand in Hand gingen. "Die Caritas versorgt die Menschen eben nicht nur mit dem Nötigsten, sondern sorgt zum Beispiel auch dafür, dass Kinder und Jugendliche spielen und für einige Zeit den Krieg vergessen können."
Größte Fluchtbewegung nach dem 2. Weltkrieg
7,8 Millionen Menschen sind laut Caritas international ins europäische Ausland - auch nach Deutschland - geflüchtet. Damit handelt es sich um die größte Fluchtbewegung innerhalb Europas nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch in Berlin, Brandenburg und Vorpommern suchten die Menschen Schutz und Sicherheit. Mehr als 10.000 Frauen, Kinder und alte Menschen stiegen an manchen Tagen am Berliner Hauptbahnhof aus voll besetzten Zügen aus. Der Caritasverband im Erzbistum Berlin zögerte nicht lange und schaltete sofort in den Hilfsmodus. Neben der Organisation von Hilfsgütertransporten eröffnete die Caritas eine Notunterkunft in Prenzlauer Berg und begann mit dem Aufbau von Ukraine-Zentren als Anlaufstellen für Hilfesuchende in Berlin, Brandenburg und Vorpommern. Darüber hinaus nahm die Caritas gemeinsam mit dem Erzbistum Waisenkinder und deren Betreuer*innen in einer Jugendbildungsstätte auf. 42 Gäste, darunter 25 Kinder und Jugendliche mit Handicap und neun Betreuer*innen mit ihren eigenen acht Kindern bekamen kurz vor Ostern eine Unterkunft in Sicherheit in Grünheide.
Verstoß gegen die Humanität
"Der Angriffskrieg gegen die Ukraine ist ein Verstoß gegen die Humanität", sagt Caritasdirektorin Ulrike Kostka rückblickend auf das vergangene Jahr. "Wir stehen an der Seite aller, die sich für Demokratie und Frieden engagieren. Danke an alle, die sich für Menschen in Not engagieren."
Auch Dr. Oliver Müller forderte auf der Pressekonferenz: "Das humanitäre Völkerrecht muss eingehalten und die humanitären Prinzipien müssen gewahrt werden. Das heißt, der Zugang von Helferinnen und Helfer zu hilfsbedürftigen Menschen muss uneingeschränkt möglich sein. Caritas international wird weiter alles tun, damit den Menschen in der Ukraine nachhaltig geholfen wird, das auch auf lange Zeit. Dabei muss uns auch die Bundesregierung langfristig unterstützen."
Weitere Informationen über ein Jahr Ukraine-Hilfe von Caritas international